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News vom 10.11.2007

Kultur: 'Classic meets Jazz' / 'Andrei meets Eyran' / 'Russia meets America' aus der Sicht eines Jazzpianisten

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Hier die Vorstellung aus dem Programmheft des Kulturrings Peine anläßlich des Konzerts am 12.10.2007 im Forum:
Eyran Katsenelenbogen (Boston),
ein entfernter Verwandter von Felix Mendelsohn und Martin Buber, wurde am 05.07.1965 in Israel geboren. Im Alter von fünf Jahren begann er bei Aida Barenboim, der Mutter und Lehrerin des Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim, Klavierunterricht zu nehmen. Er begann sich früh dem Jazz zu widmen und wurde bald von dem französischen Schallplattenlabel „Jazzis“ unter Vertrag genommen.
Er erhielt eine Dozentur bei dem New England Conservatory of Music in Boston, wo er noch heute unterrichtet. Bei seiner umfangreichen Konzerttätigkeit hat er sich besonders durch seine Jazzimprovisationen einen Namen gemacht.
Seine neueste CD „Solotude“ stieß in den USA auf überschwängliche Begeisterung. Er hat sie auf seiner Europatournee im September 2006 in Hummers Kultursalon vorgestellt. Die Reaktion war überwältigend.
WEBsite des Künstlers

Freie Improvisation (Gerhard Hummer gewidmet)


www.sossmar.de:Eyran - wie bist Du zur Musik gekommen ?  Wurdest Du dazu „angehalten“, weil es in Deiner Familie liegt oder gab es da so etwas wie eine magische Anziehungskraft ?
Eyran:Im Alter von 5 Jahren begann ich Klavier zu spielen. Meine Eltern kauften von unseren Nachbarn ein Schimmel Pianino und es zog mich sofort an und ich begann zu spielen. Niemand sonst in meiner Familie spielte ein Musikinstrument und es wurde auf mich kein Druck ausgeübt, Klavierstunden zu nehmen. Bereits in jungen Jahren spürte ich das Bedürfnis, eine gefühlsbetonte Sprache zu lernen, die keiner Worte bedarf, wohl ahnend, dass es mir in meinem späteren Leben helfen würde. Schnell wurde klar, dass ich eine Neigung zur Improvisation hatte. Zu improvisieren war einfach, klassische Musik hingegen eine Herausforderung. Trotzdem spielte ich weiterhin beides. Mein erstes Notenbuch war eine Sammlung klassischer Stücke. Seine Seiten waren von der Zahl der Jahre vergilbt, eingerissen und mit Klebeband geflickt. Als Kind stellte ich es auf das Klavier und improvisierte, den Blick aber fest auf die Noten gerichtet, damit meine Mutter glaubte, ich spielte, was in dem Buch stand.
   
www.sossmar.de:Als Du anfingst, mehr als nur Spaß an der Musik zu haben - war Dir Deine vor Dir liegende Karriere klar und hast Du Dein Leben darauf ausgerichtet oder ist es einfach alles so entstanden ?
Eyran:Alles in allem kann man sagen, dass die Musik mich ausgewählt hat und nicht umgekehrt. Ich denke, für das eigene Leben ist es wichtig, dass man lernt zu akzeptieren, was richtig für einen selbst ist und nicht das zu wählen, was falsch ist. Eines der Dinge, die ich in meinem Leben akzeptiert/angenommen habe, ist die Musik. Ich war ungefähr 16 Jahre alt, als ich die Entscheidung traf, mich ihr zu verschreiben. Ich begann den ganzen Tag zu üben, von morgens bis in die Nacht, lernte Musikgeschichte, hörte verschiedenste LPs und vertiefte mich komplett in die Musik.
 
www.sossmar.de:Aus heutiger Sicht : Gefällt Dir Dein gewählter Weg - würdest Du diesen Weg wieder wählen oder gibt es da Dinge in Deinem Leben, die Du verpasst oder verpatzt hast ?
Eyran:Ich denke, ich kann mich sehr glücklich schätzen, mit einer solchen Berufung und Begabung gesegnet worden zu sein und würde der Musik immer den zentralen Platz in meinem Leben einräumen.
 
www.sossmar.de:Eyran - Hattest Du vor Deinen Besuchen in Hummers Kultursalon bereits in Deutschland Auftritte oder Verbindungen zu Deutschland ?  Hattest Du in dieser Zeit bereits Kontakt mit den typischen Norddeutschen ?
Eyran:Vor einigen Jahren spielte ich mit meinem Freund, dem Jazzpianisten und  Pädagogen Mathias Claus in Braunschweig. Es war eine wunderbare Erfahrung. Bislang habe ich noch nicht in anderen Regionen Deutschlands gespielt. Ich war angenehm überrascht, wie warmherzig und freundlich die Menschen in Niedersachsen sind. Sie sind ein wirklich wunderbares Publikum. Bei jedem einzelnen Konzert fühlte ich mich, schon bevor ich auch nur einen Ton gespielt hatte,  willkommen - und ich spiele immer besser, wenn das so ist.
 
www.sossmar.de:Erzähl uns doch bitte, wie Du Gerhard kennengelernt hast.
Eyran:Gerhard kam nach einem Konzert im Teatro di Marcello in Rom zu mir. Die Erinnerung an dieses erste Treffen lässt mich ein wenig schmunzeln: Die Pedale des Klaviers bei dem Konzert quietschten und deshalb zog ich meine Schuhe aus und spielte den Rest des Konzerts über auf Socken. Als dann am Ende Gerhard zu mir auf die Bühne kam, fühlte ich mich denkbar unbehaglich - da unterhielt ich mich mit diesem elegant gekleideten Mann darüber, in Deutschland aufzutreten, war schick angezogen, hatte aber keine Schuhe an !
 
www.sossmar.de:Deine ersten Besuche in Soßmar, Deine ersten Konzerte in Hummers Kultursalon : Wie empfandest Du dies, zumal das ja nicht Deine gewohnte Konzertumgebung ist ?
Eyran:Was Gerhard sich erträumt und in seinem Haus in Soßmar umgesetzt hat, ist wahrlich inspirierend. Er hat ein kulturelles Zentrum geschaffen, in dem sich Menschen aus aller Welt treffen und ihre Liebe zur Musik teilen. Gerhard ist ein Mann mit wunderbaren Träumen und der seltenen Gabe, diese Träume wahr werden zu lassen, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Es ist ein wahrer Segen, dass er und seine wundervolle Frau Bettina in mein Leben getreten sind.
 
www.sossmar.de:Als Gerhard Dich das erste Mal mit seiner verrückten Idee, Jazz und Classic in einem Konzert zu vereinen, ansprach : Was waren Deine Gedanken ?
Eyran:Ich dachte, dass es eine wunderbare Idee ist und ich wusste, dass wir das Vertrauen und die Freundschaft hatten, um sie umzusetzen. Gerhards Vorschlag, Mussorgskys Bilder einer Ausstellung für dieses Projekt zu wählen, war einfach genial. Ich fühle mich geehrt, das er mich ausgewählt hat, um mit Andrei Ivanovitch aufzutreten, einem großartigen Pianisten und wundervollen Menschen. Gerhard spürte, dass Andrei und ich gut zusammenarbeiten und gute Freunde werden würden. Und er hat recht vollkommen recht behalten.
 
www.sossmar.de:Hast Du Dich auf das Ereignis hier in Niedersachsen vorbereitet und was waren Deine Gedanken und Erwartungen dabei ?
Eyran:Gerhard hat mir ungefähr ein Jahr zuvor von dem Projekt erzählt. Ich begann zu überlegen, wie ich mich der Sache nähern sollte und wie ich einen Plan für die Musik entwerfen könnte. Ungefähr zu der Zeit, als ich anfing, an dem Projekt zu arbeiten, sah ich den Film „8 Mile“, der das Leben und die Musik des Rappers Eminem schildert. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, einen Rap „Groove“ in Mussorgskys Klavierstück zu bringen und so entstand der Anfang meiner Interpretation des Themas der Promenade. Natürlich habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht, dass Andrei und ich vielleicht völlig unterschiedliche Ideen hätten und auf unterschiedlichste Art und Weise an dieses Projekt herangehen könnten. Aber als wir uns dann schließlich trafen, war es eine angenehme Überraschung, dass wir fast die gleiche Vorstellung davon hatten. Wir beide wollten Mussorgskys Vorgabe respektieren und die strukturelle Einheit von Bilder einer Ausstellung in unserer neuen Version erhalten.
 
www.sossmar.de:Du bist ja erst einen Tag nach Andrei nach Soßmar gekommen, wohl wissend, dass Andrei bereits in Soßmar ist. Hast Du in der Zeit an Hummers Kultursalon gedacht ?
Eyran:Auf meiner recht langen Anreise, erst von Boston nach Detroit und dann über Amsterdam nach Hannover, freute ich mich die ganze Zeit darauf, in Gerhards Haus anzukommen und Andrei kennenzulernen.
 
www.sossmar.de:Könntest Du uns bitte den Moment beschreiben, in dem Du Andrei das erste Mal persönlich getroffen hast.
Eyran:Andrei übte im Kultursalon, als Gerhard und ich vom Flughafen kamen, Erst begrüßte ich Bettina und natürlich auch ihre Hündin Ronja, die mich offensichtlich noch von meinem Besuch im letzten Jahr kannte und mich mit ihrem üblichen/typischen Freudengebell empfing. Gerhard und ich gingen leise nach oben, denn wir wollten Andreis wunderbares Spiel nicht stören. Andrei hörte auf zu spielen und begrüßte mich voller Wärme. Wir waren beide begeistert darüber, uns endlich zu treffen.
 
www.sossmar.de:An dem Abend, an dem Ihr beide dann Euer erstes Konzert vor Publikum in Hummers Kultursalon gegeben habt : Was war Dein Eindruck ?
Eyran:Das erste Konzert im Kultursalon am 6. Oktober 2007 war die perfekte Auftakt für die folgenden Konzerte unserer Bilder einer Ausstellung: Classic meets Jazz Tour. Ich war zutiefst inspiriert von Andreis Spiel in der ersten Hälfte des Konzerts. Seine meisterhafte Darbietung von Liszts Sonate in h-moll bekam in der Peiner Allgemeinen Zeitung zu Recht eine schwärmerische Kritik von Ulrich Jaschek. Das wundervolle Publikum im Kultursalon hatte an diesem Abend nicht nur ein sondern zwei Herzen voller Liebe - eines für Andrei und eines für mich. Aber ich konnte mir immer noch nicht vorstellen, wie viel schöner es sein würde, wenn wir einige Tage später auf zwei Flügeln spielen würden.
 
www.sossmar.de:Und an dem ersten Konzert, an dem Ihr vor Publikum an zwei Flügeln gesessen habt ?
Eyran:Die erste Aufführung von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung im Bechstein-Zentrum in Hamburg, die glücklicherweise auch aufgezeichnet wurde, war eine der aufregendsten Erfahrungen meiner musikalischen Karriere. Für mich war es eine wundervolle Gelegenheit, zu lernen, wie man die Eigentümlichkeiten von Jazz und klassischer Musik vereinen kann.
 
www.sossmar.de:Eyran - Was ist, nach diesem Ereignis, Dein Eindruck von Gerhards Idee ?  Würdest Du dies wiederholen wollen ?
Eyran:Ich denke, Gerhards Idee war brilliant und seine Fähigkeit, sie umzusetzen einfach aussergewöhnlich. Seine Idee war wirklich prächtig, historischer bedeutsam und ein wertvoller Bildungsbeitrag. Ich wäre sehr daran interessiert, dieses Projekt in der Zukunft einem weltweiten Publikum zu präsentieren.
 
www.sossmar.de:Eine letzte Frage : Was hältst Du von uns Niedersachsen, speziell den Soßmaranern ?
Eyran:Die Einwohner von Soßmar waren wunderbar zu mir, ich bin ihnen sehr dankbar. Sie sind die warmherzigsten, engagiertesten, freundlichsten, großzügigsten und fröhlichsten 777 Menschen, die ich je getroffen habe. Ich bin stolz darauf sagen zu können, dass ich es war, der Soßmar zum „neuen kulturellen Zentrum der Welt“ erklärt hat. Besonders freut es mich, dass die Menschen in Niedersachsen den selben Humor wie ich haben. Dies im Hinterkopf behaltend, schaue ich mir einige automatische Online-Übersetzungen von aktuellen Artikeln an und jedes Mal, wenn Gerhard Hummer zitiert wird, heißt es: „Lobster says that this was a wonderful concert“... (Anm. d. Übers.: engl. lobster = die Krebsart Hummer)
 
www.sossmar.de:Vielen Dank !  Hast Du noch eine abschließende Botschaft für die Welt da draußen ?
Eyran:Ich danke Euch vielmals, lieber Hansjörg und Jessica, für Eure Online- und Offline-Bemühungen rund um unser Projekt, und dafür, dass Ihr zu den Konzerten in Soßmar und Peine gekommen seid. Ich möchte Euch auch für die tollen Fragen danken, die mir die Möglichkeit gegeben haben, meine Gefühle und Gedanken über unser Bilder einer Ausstellung: Classic meets Jazz-Projekt auszudrücken. Auch möchte ich meiner Freundin Ellie Malick für ihre intensive Hilfe bei der Tour und bei diesem Interview meine tiefe Dankbarkeit ausdrücken.
 
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