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News vom 22.06.2008

Kultur: Frank James (Scarborough) im Kultursalon : Ein Stück, in dem nichts passiert ... nichts passiert - durch das ganze Stück !

Soßmar, 21.06.2008: Gerade einmal zur Hälfte gefüllt war Hummers Kultursalon diesmal - es ist kein Weltklassekünstler, dessen Name ständig durch die Presse geht; es ist warm an diesem Sommertag und dann kämpfen auch noch die Niederlande gegen Rußland um den Einzug ins EM-Halbfinale... Zu allem Überdruss hat der Engländer seinen Flug zu spät gebucht und so den regulären Preis zahlen dürfen - und das alles ...
... um uns Soßmaranern den versprochenen Klavierabend und den angemeldeten Schülern den versprochenen Unterricht am Folgetag geben zu können.
Doch der Meister ließ sich durch diese unglücklichen Umstände die gute Laune nicht verderben.
Es gab Ausflüge in die Geschichte des Klaviers, in die Geschichte des kleinen Schülers Frank James ... man merkt ihm an, dass er keine Maschine ist, die vom Blatt abliesst oder auswendig Gelerntes mechanisch herunterrattert. Er beschäftigt sich viel mit der Zeit zur Entstehung des betreffenden Musikstücks, mit dem Umfeld des Komponisten aus jener Zeit, mit den verschiedenen Interpretationen der vielen Pianisten ... bleibt da überhaupt noch Zeit zum Üben des Stückes ?
Mr. James scheint ein Verfahren entwickelt zu haben, dass das Lernen effektiver zu machen scheint, dass er nur noch ablesen muss um sofort das dort Gelesene über seine Hände in die Tasten übertragen zu können - er liest vom Blatt, seine Auswahl ist die eines Musiklehrers und doch verliert er seinen Faden nicht, seinen Humor, seine Leidenschaft.
Gerhard Hummer ist geschockt, sogar ein wenig beleidigt, dass Frank ihn kaum als Übersetzer oder Vermittler seiner Botschaft benötigt. Nun kennen die beiden sich schon so lange und der Intendant weiß nicht, dass sein Gast des Deutschen mächtig ist.
In Scarborough, der Zweitheimat von Herrn Hummer, haben sie sich kennengelernt. Ob sich Herr Hummer genauso von seiner Vortragsart begeistern liess wie die Gäste dieses Abends oder ob er von Anfang an den Besuch des Künstlers in Soßmar im Schilde führt, müssen wir nicht wissen.
Es wurde gelacht, mit den Fingern der Takt geschnippt, geraunt - von der ruhigen, angespannten Konzertatmosphäre bis hin zum aufgeregten Jazzkneipenflair - es war alles dabei. Kein Wunder, Frank James sieht Hummers Kultursalon in einer Reihe mit den Ursprüngen der Musik - den Salons, wie sie es zu den frühen Zeiten Liszts gab - Musik soll lebendig sein.

Und das war sie - an diesem Abend.


Soßmar, 22.06.2008: Zwölf Gäste von 7 bis 47 trafen sich am Sonntagmorgen in Hummers Kultursalon.
Viele von Ihnen brachten ihr eigenes Notenheft mit.
Die Stühle wurden um den Flügel im Viertelkreis aufgebaut, damit die Schüler wahrhaftig in der ersten Reihe sitzen konnten und jeder von jedem lernen konnte.
Frank erörterte mit jedem einzelnen der Schüler die aktuell einzustudierenden oder seit längerem aus den Händen holpernden Stücke; gab umfangreiche Tipps zur Fingerstellung, nahm auch die Last und den Schrecken vor den Fußpedalen. Er erklärte hierzu unter anderem, dass viele der heutzutage mit Fußpedalen gespielten Stücke zu Zeiten entstanden sind, in denen am Klavier noch überhaupt keine Fußpedale existierten und ein weiterer Großteil der Stücke überhaupt nicht für das Klavier, sondern für seinen Vorgänger, das Cembalo komponiert wurden. Dieses hatte aber in seiner Konstruktion keine Möglichkeit, Tonfolgen piano oder forte widerzugeben. So sind die heutigen i-Tüpfelchen lediglich Interpretationen - und wer kann besser das Stück interpretieren, als derjenige, der gerade davor sitzt ?!
Er lehrte von Anfängerstücken (Etüden) bis zum Blues jeder Leistungsstufe entsprechend durch die zwei Stunden.
Ob es um das Lösen des Blickes eines Kindes von den Tasten ging, sodass die Augen sich dem Notenblatt zuwenden können oder ob es um das Offbeat-Spielen oder die Tempowechsel in modernen Rhythmen ging - binnen Sekunden stellte sich Frank James auf jeden Einzelnen seiner bunt zusammengewürfelten "Leihklasse" ein. Und wenn das Englisch seiner Schüler nicht mehr ausreichte, sprang er mit seinem laienhaften und doch verständlichem Deutsch ein.
Er erklärte auch, dass die Präzision beim Notenspielen zwar wichtig ist, aber ohne die Interpretation des Spielers nicht lebt.
Er ergänzte die Noten der Schüler um Randnotizen zur Fingerstellung, zur Betonung und vielem mehr. Er schrieb Noten für sie nieder, um gemeinsam mit ihnen Spielweisen zu erarbeiten, die ihnen bei ihrem derzeitigem Übungsstand weiterhelfen sollen und natürlich, um sie spielerisch anhand von Bluestakten an das Improvisieren heranzuführen.
"Try and see what happens - close the door..."
Zum Schluss ließ er sich der Pädagoge noch ein paar willkürliche Töne von den Schülern geben, schrieb sie in dieser Reihenfolge auf, spielte die so entstandene Tonfolge auf dem Flügel kurz an und nahm sie anschließend als Hauptthema in eine Improvisation auf.
Damit unterstrich er nochmals, die Wichtigkeit der Noten im Zusammenspiel mit der Interpretation seiner Spieler.
Was wäre allerdings ein solcher Tag ohne Autogrammstunde - hier gab es allerdings keine Fotos, die signiert werden konnten, sondern - Notenblätter.

Bis zum nächsten Mal in Soßmar...
(hhe)



Waren sie selbst dabei : reden Sie mit uns : in unserer Klönschnackecke...
 
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